Das Geheimnis der Schnurrbarthaare

Schnurrbarthaare sehen nicht nur schick aus, sie erfüllen einen ganz bestimmten Zweck. Der sprichwörtliche sechste Sinn der Katzen hat eng mit den markanten Barthaaren zu tun.

Wissenswertes rund um die Schnurrhaare der Katzen

Ganz anders, als der Name vermuten lässt, haben die Haare nicht direkt mit dem Schnurren zu tun. Sie vibrieren bei den monotonen Summ-Geräuschen Deiner Katze zwar leicht, ihre Funktion ist aber eine andere.

In der Fachsprache nennt man die Schnurrbarthaare Vibrissen. Da ist wieder der Zusammenhang mit der Vibration – wie beim Schnurren. Allerdings nimmt die Katze mit den Vibrissen in allererster Linie feinste Bewegungen in der Außenwelt wahr.

Sie tastet und fühlt mit diesen eindrucksvollen Härchen Luftströmungen und Bewegungen. Tatsächlich braucht eine Katze die Barthaare, um sich richtig im Raum orientieren zu können. Im Dunklen sind die Vibrissen für die Katze sogar unverzichtbar.

Vielleicht hast Du Deinen Stubentiger schon beobachtet, wie er im Freien die Schnurrhaare links und rechts der Nase mit dem Wind bewegt, fühlt und riecht. Für Katzen enthalten die Luftströmungen wichtige Informationen.

Übrigens zählt man nicht nur die Barthaare zu den Vibrissen. Die kleinen, feinen Härchen über den Augen, auf den Wangen, am Kinn und der Rückseite der Vorderbeine gehören auch dazu.

Wie viele Schnurrbarthaare hat eine Katze?

Auf jeder Seite der Katzennase befinden sich 24 bis 30 Schnurrhaare. Die Länge variiert zwischen 4 und 12 Zentimetern. Die Haare sind fächerförmig vier schrägen Reihen angeordnet. Innen und unten befinden sich die kleinen und feinen Härchen. Zur Seite und nach oben werden die Schnurrhaare fester und länger.

Deine Katze kann übrigens nicht nur den linken und rechten Teil unabhängig voneinander bewegen, sondern auch die zwei oberen und unteren Reihen einer Seite. Wie Du siehst, ist der Schnurrbart ein hochkomplexes Multifunktions-Tastorgan.

Die Schnurrhaare sind in der Regel lang, gerade und fest. Einige wenige Ausnahmen weichen davon ab. Die Devon Rex Katze trägt den Bart kurz und lockig und bei American Wirehair Cat sind sie leicht gewellt.

So funktionieren die Schnurrbarthaare

Vibrissen sitzen in besonderen Haarwurzeln, die man auch Follikel nennt. Die reichen viel tiefer als die Wurzeln anderer Haare des Katzenfells. In den Ansätzen sind die Haare mit Nervenzellen verbunden. Diese „funken“ empfangene Signale zu einem bestimmten Areal im Gehirns. Dort setzt sich für die Katze ein Bild der Welt zusammen, das wir Menschen nur schwer nachvollziehen können.

Sie weiß durch das Barthaar aus welcher Richtung der Wind kommt, wie warm oder kalt es ist, wer alles in der Nähe ist, wo Dinge herumstehen und ob sich etwas Wichtiges im Umfeld ereignet hat.

Hindernisse verändern die Luftströmungen. Das ist draußen genauso wie in Innenräumen. Durch die Art, wie der Luftzug verändert wird, weiß die Katze, was im Weg steht. Natürlich nimmt sie auch feinste Erschütterungen der Umgebung wahr.

Auch von Dir gehen Vibrationen aus. Der Mensch hat durch den Muskeltonus immer ein leichtes Grundzittern. Deine Katze kann über die Barthaare also auch Deine Anspannung und Gelöstheit registrieren.

Auf der Jagd nimmt die Katze die Vibration von Beutetieren mit den Schnurrhaaren wahr. Vielleicht hast Du Deine Mieze schon mal in Angriffs-Lauerstellung beobachtet und gesehen, wie kurz vor dem Sprung die linke und rechte Seite des Schnurrbarts bewegt werden. Das hilft ihr den Sprung exakt auf das Ziel auszurichten.

Schnurrbarthaare dienen auch der Kommunikation

Natürlich dienen die Härchen auch dem Ausdruck der Gefühle und Stimmungen Deiner Katze.

Hängen die Schnurrhaare leicht nach unten und sind entspannt, geht es Deiner Katze gut.

Sobald sie etwas nach vorne gerichtet werden, ist Aufmerksamkeit im Spiel. Je weiter die Katze die Haare nach vorne biegt oder sie sogar auffächert, umso gespannter oder gereizter ist sie.

Bei weit abgespreizten Schnurrhaare mit leichter Biegung nach vorne plus angelegten Ohren, solltest Du Dich in Sicherheit bringen. Der Angriff steht kurz bevor.

Stehen die Haare steif zur Seite weg und wirken auch die anderen Vibrissen hart, geht es Deiner Katze nicht gut. Vielleicht hat sie sogar Schmerzen.

Das passiert, wenn Katzen die Schnurrbarthaare verlieren

Von Zeit zu Zeit fallen Deinem Stubentiger Vibrissen aus. Das ist ganz normal und die Härchen werden durch neue ersetzt.

Daneben gibt es einige Sonderfälle, bei denen Katzen Schnurrbarthaare verlieren können:

Die Schnurrbarthaare wurden abgeschnitten

Das kann passieren, wenn Halter nicht wissen, wie wichtig die Haare sind. Nicht selten geht dieser absolute Katzen-Faux-Pas auf das Konto übermütiger Kinder. Leider machen sich auch Menschen, die es besser wissen müssten, einen Spaß daraus.

Die Schnurrbarthaare sind abgebrannt

Du hast den Adventskranz nur einen Moment aus den Augen gelassen und schon hat sich der Tiger daran verbrannt. Du kannst den stinkenden Geruch wahrnehmen und die Haare sind bis auf ein paar klägliche Reste abgeschmort. Das ist Pech, doch Ihr habt hoffentlich beide eine Lehre daraus gezogen.

Die Katze verliert die Haare durch eine Krankheit

Parasiten, starke Medikamente oder Hautkrankheiten können zu einem Verlust einiger oder aller Vibrissen führen. Sind die Ursachen behandelbar, sollte so schnell wie möglich Abhilfe geschaffen werden.

Verlust des Schnurrbartes durch Tierquälerei

Zu guter Letzt muss wohl noch dieser traurige Fall erwähnt werden. Es kommt zum Glück nicht mehr so häufig vor, doch manche Menschen verätzen Katzen das Fell und die Schnurrbarthaare.

Sind die Haarwurzeln komplett zerstört, wird das Tier lebenslange Probleme mit der Orientierung haben. Wurde solch ein armer Geselle gerettet, bleibt er lieber in ruhigen Räumlichkeiten, in denen sich nicht allzu viel verändert.

Bei allen anderen Katzen wird der Schnurrbart in drei bis vier Monaten komplett nachwachsen. Manchmal kann es auch ein halbes Jahr dauern bis wirklich alle „Fühler“ wieder an Ort und Stelle sind.

Nich alle Katzen gehen gleich mit dem Verlust um. Einige können das Fehlen des Schnurrbartes besser ausgleichen als andere. Natürlich können die Augen, Ohren und andere Vibrissen den Schnurrbart zu einem Teil ersetzen. Sollte Deine Katze Barthaare verloren haben, musst Du sie gut beobachten und entscheiden, was das Beste für sie ist.

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